Der Begriff KiSS-Syndrom wird immer wieder in Verbindung mit einer vorübergehenden Schiefstellung des Kopfes bei Babys gebracht. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte zum KiSS-Syndrom. Wie Sie diese Fehlhaltung bei Ihrem Säugling erkennen können, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und warum es nicht ganz unumstritten ist.
Was ist das KiSS-Syndrom?
Der Begriff KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenk-Induzierte Symmetrie-Störung und beschreibt eine Fehlstellung der Kopfwirbel. Dies kann laut Medizinern:innen bei Babys und Kleinkindern zu schmerzhaften Verspannungen, die vom Kopfgelenk ausgehen, führen. Das Kopfgelenk besteht aus mehreren miteinander verknüpften Gelenken und verbindet das Hinterhaupt mit der Halswirbelsäule.
Im Regelfall verläuft die Wirbelsäule geradewegs durch die Körpermitte vom Steißbein bis zum Schädel. Beim KiSS-Syndrom knicken Babys ihren Kopf allerdings entweder zur linken oder zur rechten Seite ab, sodass diese Symmetrie unterbrochen wird. Manchmal lässt sich auch eine starke Überstreckung des Kopfes nach hinten beobachten, ohne dass er zu einer der beiden Seiten neigt. Dies bezeichnet man dann als KiSS II.
Nur weil Ihr Säugling ab und an diese Haltung einnimmt, muss das allerdings noch nicht heißen, dass das KiSS-Syndrom vorliegt. Wenn Ihr Baby jedoch den Kopf dauerhaft schief hält und Schwierigkeiten hat, alleine aus dieser Position herauszufinden sollten Sie Ihre Hebamme oder einen/eine Kinderarzt:ärztin zu Rate ziehen.
Das KiSS-Syndrom ist also keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern eine Fehlhaltung des Kopfgelenks bei Babys. Diese kann mithilfe einer entsprechenden Therapie behandelt werden oder reguliert sich in manchen Fällen ganz von selbst wieder.
Mögliche Ursachen des KiSS-Syndroms
Die Geburt ist nicht nur für die Frau mit körperlichen Anstrengungen verbunden, sondern auch für das Kind.
Um herauszufinden, ob ein KiSS-Syndrom vorliegt, werden Mütter daher häufig vor einer möglichen Behandlung nach dem Geburtsverlauf befragt. Es wird angenommen, dass folgende Umstände diese Fehlhaltung begünstigen können:
Vaginal-operative Geburten (Saugglocke oder Zange)
Kaiserschnitt
Querlage des Kindes im Mutterleib
schwierige Geburt
Mehrlingsschwangerschaft
Während der Geburt wird die Halswirbelsäule des Babys stark belastet, was Schmerzen zur Folge haben könnte. Um diese zu vermindern, nimmt der Säugling eine Schonhaltung ein: Er legt den Kopf schief.
Symptome des KiSS-Syndroms
Eine Fehlhaltung lässt sich beim Baby oft schon einige Tage nach der Entbindung feststellen. Manchmal macht sich das KiSS-Syndrom aber auch erst im zweiten Lebensmonat bemerkbar.
Die Symptome
Die Liste der möglichen Anzeichen, an denen Sie erkennen könnten, ob Ihr Baby am KiSS-Syndrom leidet, ist sehr unspezifisch und beinhaltet u. a.:
Sichelfuß
Spitzfuß
Schlafstörungen
Druckempfindlichkeit im Nacken
Durchfall oder Verstopfung
Schwierigkeiten beim Stillen bzw. Füttern
auffällige Haltung im Schlaf
einseitiger Abrieb der Haare
Stellen Sie eines dieser Symptome im Zusammenhang mit einer Schiefstellung des Kopfes fest, sollten Sie am besten einen Termin bei Ihrem/Ihrer Kinderarzt:ärztin machen. Diese:r kann feststellen, was die genaue Ursache ist und Sie können ihn/sie zum KiSS-Syndrom befragen.
Mögliche Folgen
Einige Experten:innen gehen davon aus, dass ein unbehandeltes KiSS-Syndrom Spätfolgen für die Gesundheit des Kindes haben könnte:
Kopfverformung
Probleme beim Reifungsprozess der Hüfte
Verschiebung der Gesichtszüge
Haltungsschwäche
Koordinationsschwierigkeiten (z. B. beim Fahrradfahren oder Balancieren)
Kopfschmerzen oder Migräne
motorische und vokale Tics
Sprachschwierigkeiten
Wahrnehmungsstörungen
auffälliges soziales Verhalten
Frustration, Reizbarkeit, Ungeduld, Aggressivität
Lernschwierigkeiten im Schulkindalter
Man fasst diese Symptome im Zusammenhang mit dem KiSS-Syndrom unter dem Begriff KiDD-Sydrom – Kopfgelenk-induzierte Dyspraxie und Dysgnosie - zusammen. Mit Dysgnosie meint man die Störung der Wahrnehmung und Dyspraxie beschreibt eine gewisse motorische Ungeschicklichkeit.
Die Spätfolgen werden als Kettenreaktion beschrieben: Ein unbehandeltes KiSS-Syndrom könnte zu zu einer verspäteten motorischen Entwicklung führen. Die Wahrnehmungsstörung erschwert es den betroffenen Kindern in der Schule den Anforderungen gerecht zu werden. Dies löst dann Frust und Aggression aus.
Lassen Sie sich aber nicht von der Liste dieser Spätfolgen verunsichern, denn wissenschaftlich nachgewiesen sind sie bisher noch nicht und beruhen lediglich auf Erfahrungen bzw. Beobachtungen einiger Ärzte:innen und Heilpraktiker:innen.
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*Gib die Ergebnisse der letzten Messung deines Babys ein.**Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Behandlungsmöglichkeiten des KiSS-Syndroms beim Baby
Die meisten Neugeborenen erholen sich schon nach kurzer Zeit von den Strapazen der Geburt und mögliche kleinere Verletzungen heilen ab. Ein Säugling muss sich erst an die neuen Gegebenheiten außerhalb des schützenden Mutterleibes gewöhnen.Hält Ihr Kind in den ersten Tagen den Kopf schief, zeigt aber keine weiteren Auffälligkeiten beim Stillen oder Schlafen, muss dies in der Regel nicht unbedingt behandelt werden. Beobachten Sie allerdings nach vier Wochen immer noch diese Fehlhaltung, sollten Sie sich an Ihren/Ihre Kinderarzt: ärztin wenden.
In der Regel wird bei einem Verdacht auf das KiSS-Syndrom eine Therapie aus der Alternativmedizin (z. B. Osteopathie) vorgeschlagen. Dabei soll die betroffene Halsregion des Babys mit speziellen Druck- und Zugbewegungen mobilisiert werden. Es wird berichtet, dass eine Seitenlagerung oft zur Verbesserung des KiSS-Syndroms führt. Gehen Sie aber nie eigenmächtig vor: Auffälligkeiten bei Ihrem Baby sollten immer mit einem/r Arzt:ärztin besprochen werden.
Das KiSS-Syndrom: Nicht ganz unumstritten
Das Krankheitsbild und die Ursachen des KiSS-Syndroms werden kontrovers diskutiert. Einige Kritiker sind der Meinung, dass die oben beschriebenen Symptome bei Babys weit verbreitet und sehr unspezifisch sind. Sie würden also auf sehr viele Säuglinge zutreffen, ohne dass in Wirklichkeit eine echte Fehlstellung zugrunde liegt.
Auch gibt es Stimmen, die behaupten, dass das KiSS-Syndrom nicht mehr als eine Modeerscheinung ist. Sie warnen davor, die empfindliche Halswirbelsäule eines Babys behandeln zu lassen. Darüber hinaus wird kritisiert, dass es keine wissenschaftlich anerkannten Studien gibt, die eindeutig belegen, dass eine Behandlung zum Erfolg führt.Der Zusammenhang zwischen dem KiSS-Syndrom und anderen Symptomen konnte bisher noch nicht wissenschaftlich bewiesen werden. Es ist also auch umstritten, ob ein unbehandeltes KiSS-Syndrom wirklich Verhaltensauffälligkeiten und Koordinationsschwierigkeiten zur Folge hat.
Bei aller Kritik ist es dennoch nicht ausgeschlossen, dass eine manuelle Therapie bei manchen Kindern, die eine sehr auffällige Seitenneigung zeigen, eine positive Wirkung erzielt. Möglicherweise wird es in der Zukunft mehr aussagekräftige Studien zum KiSS-Syndrom geben.
Fakten im Überblick
KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenk-Induzierte Symmetrie-Störung und beschreibt eine Fehlstellung der Kopfwirbel. Beim Kiss-Syndrom knicken Babys ihren Kopf entweder zur linken oder zur rechten Seite ab oder überstrecken in manchen Fällen den Kopf nach hinten.
Das KiSS-Syndrom wird neben der Schiefstellung des Kopfes in Zusammenhang mit vielen verschiedenen Symptomen wie einer Druckempfindlichkeit im Nacken oder Stillschwierigkeiten gebracht.
Bei dem Verdacht auf ein KiSS-Syndrom wird in der Regel eine Behandlung aus dem Bereich der Alternativmedizin vorgeschlagen. Dabei könnten bestimmte Druck- und Zugbewegungen für eine Linderung der Symptome sorgen.
Sollte Ihr Baby seinen Hals überstrecken oder den Kopf zu einer bestimmten Seite geneigt halten, lassen Sie sich zu Ihrer Beruhigung am besten von Ihrem/Ihrer Kinderarzt:ärztin beraten.
Zur Entstehung dieses Artikels:
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen finden Sie im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultieren Sie für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Ihren Arzt.